Für Geschichtsinteressierte

Naturgeschichten – Botanik und Kunst im Dialog

Die Burg Vischering zeigt gerade eine spannende Ausstellung mit dem Thema „Naturgeschichten – Botanik und Kunst im Dialog“.

Hier könnt ihr sowohl tolle historische Objekte sehen und über den Arzt und Botaniker Franz Wernekinck lernen, als auch Kunstwerke bestaunen, die sich mit Natur und Landschaft beschäftigen.

Warum denn gerade Franz Wernekinck? Der Botaniker wurde hier bei uns auf Burg Vischering geboren und war mitverantwortlich für den Bau des Botanischen Gartens in Münster. Seine Spuren kann man also noch heute im Münsterland finden.

Botanische Zeichnung des gefleckten Aronstabs von Franz Wernekinck aus dem Jahr 1798

Herbarzeichnung von Franz Wernekinck aus dem Jahr 1798

Icones Plantarum sponte nascentium in Eposcopatu Monasteriensi LXXIII © ULB Münster

Wer war Franz Wernekinck?

STECKBRIEF

geboren: 19. Februar 1764 auf Burg Vischering in Lüdinghausen
Studium: Medizin in Wien und Marburg
Arbeit: Arzt im Hospital der Barmherzigen Brüder und verschiedenen Zuchthäusern in Münster, Hochschullehrer für Naturgeschichte und Botanik in Münster

Besondere Verdienste: Setzte sich für den Bau des Botanischen Gartens in Münster ein und wurde dessen erster Leiter
gestorben: 6. Februar 1839 in Münster

Botanik im 18. und 19. Jahrhundert

Medizin

Damals gab es viele Medikamente wie beispielsweise Antibiotika noch nicht. Arzneipflanzen waren natürliche Mittel, mit denen Krankheiten behandelt werden konnten. Alle Ärzte mussten auch Botanik studieren und lernten die verschiedenen Rezepte für Medikamente. Apotheker und Apothekerinnen müssen heute noch für die Ausbildung Herbarien – also wissenschaftliche Pflanzensammlungen – anlegen.

Forschung

Im 18. und 19. Jahrhundert wurden viele Universitäten gegründet und Gelehrte versuchten, die Naturgesetze besser zu verstehen. Carl von Linné war ein berühmter schwedischer Botaniker, der im 18. Jahrhundert ein System für die Ordnung von Pflanzenarten entwickelte. Seine Arbeit war ein Grundstein für die botanische Wissenschaft und auch Wernekinck folgte Linnés Lehren. Es gab auch viele Expeditionen von Forschern wie Alexander von Humboldt, die die Pflanzen und Tiere in fernen Ländern erkundeten und mit Linnés System erforschten.

Im 18. und 19. Jahrhundert wussten die Menschen noch nicht so viel über Natur wie wir heute wissen. Man versuchte, Regeln der Natur zu erkennen und das Wissen auszuweiten. Zu der Zeit wurden auch viele Universitäten gegründet, um die Wissenschaften zu stärken. So wurden auch Behandlungsmethoden und Medikamente für viele Krankheiten verbessert.

Kunst und Literatur

Die Botanik wurde auch in Kunst und Literatur zu einem großen Thema. Viele Künstler und Künstlerinnen malten Landschaften. Die berühmte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff beschrieb in manchen Gedichten wie „Meine Sträuße“ einzelne Pflanzen mit großer Genauigkeit. Daran sieht man, dass sich viele Menschen aus der Bildungsschicht für Wissenschaften und Natur interessierten und sich darüber austauschten. Franz Wernekinck war auch Annette von Droste-Hülshoffs Arzt und versuchte mit ihrem Vater, botanische Experimente durchzuführen und mehr über die Pflanzenwelt Westfalens herauszufinden.

Ausstellungsexponat-Reiseapotheke-19. Jahrhundert

(c) Deutsches Apothekenmuseum Heidelberg

Im 18. und 19. Jahrhundert gab es kleine Koffer, die als Reiseapotheken genutzt wurden. In ihnen fanden sich verschiedene Arzneipflanzen, Tinkturen und Medikamente, die genutzt wurden, wenn man auf Reisen erkrankte.

Natur in der Kunst

Natur ist etwas, womit alle Menschen unterschiedliche Erfahrungen haben und verschiedene Dinge verbinden. Deshalb ist Natur auch ein häufiges Motiv in der Kunst und zeigt die Schönheit von Natur. Manche Kunstwerke machen aber auch darauf aufmerksam, dass der Mensch in die Natur eingreift und seine Spuren in ihr hinterlässt oder sie sogar zerstört. In der Ausstellung sehen wir Werke, die zeigen, wo wir in unserem Alltag überall mit Pflanzen und Natur in Berührung kommen und wie wir sie verändern.

Ausstellungsexponat-Reiseapotheke-19. Jahrhundert

Maike Denker: Au Revoir (2023), Heike Negenborn: Netscapes 2 & 3, 2015/18 & 2016/18

(c) Andreas Lechtape

Stofftaschentücher winken den in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedrohten Pflanzen zum Abschied. Weite Landschaften und eindrucksvolle Wolken erstrecken sich vor einem großen Raster. Die sechs Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung beschäftigen sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit der Schönheit, Zerstörung und Wirkung von Natur und der Rolle des Menschen in ihr.

Rückblick: Zeitenwende – Freiherr vom Stein und die Westfalen

Die Burg Vischering zeigte 2021 eine spannende Ausstellung mit dem Thema „Zeitenwende – Freiherr vom Stein und die Westfalen“.

Hier könnt ihr einen 360 Grad Rundgang der Ausstellung online ansehen.

Warum dieses Thema für uns so wichtig ist, dass wir damit eine Ausstellung gestaltet haben? Ganz einfach: Freiherr Karl vom und zum Stein hat als Minister der preußischen Regierung viele Reformen eingeführt, die für das Schicksal der Westfalen heute noch eine Rolle spielen.

Bildnis des Freiherrn Karl vom und zum Stein als preußischer Minister, um 1804, Reproduktion. Leihgabe der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege an die Freunde Museums für Kunst und Kultur Münster e.V.

Bildnis des Freiherrn Karl vom und zum Stein als preußischer Minister, um 1804, Reproduktion.
Leihgabe der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege an die Freunde Museums für
Kunst und Kultur Münster e.V.

Wer war eigentlich dieser Freiherr vom Stein?

Viele Schulen, so auch eine Realschule in Coesfeld sind nach Freiherrn vom Stein benannt.

STECKBRIEF

geboren: 25. Oktober 1757 in Nassau
Studium: Geschichte, Jura und Wirtschaft in Göttingen
Staatskanzler
von König Wilhelm III.

Besondere Verdienste: Er reformierte zusammen mit Karl August von Hardenberg die preußische Verwaltung und Gesellschaft
gestorben: 29. Juni 1831 in Selm

Welche Reformen hat Freiherr vom Stein eingeführt?

  • Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern. Das bedeutet, die Leibeigenschaft der Bauern gegenüber den Adeligen wurde abgeschafft.
  • Die Einführung der Städteordnung, die Städte und Gemeinden erhielten damit ein größeres Mitspracherecht.
  • Die Handelsbeschränkungen für Gewerbetreibende wurden aufgehoben.
  • Die staatliche Verwaltung wurde neu organisiert.
  • Das Militär wurde mit der sogenannten Heeresreform modernisiert. Unter anderem wurde die Prügelstrafe im Heer abgeschafft.
  • Nichtadelige dürfen über Grundbesitz verfügen
  • Jeder preußische Bürger erhält das Recht auf den Erwerb von Eigentum
  • Freiheit der Berufswahl
  • Freiheit der Eheschließung

An den Reformen des Freiherrn vom Stein lässt sich gut erkennen, wie wenig Rechte Bauern und Bürger vorher hatten.
Je weniger Beschränkungen den Bauern und Bürgern auferlegt wurden, umso mehr verlor der adelige Stand an Einfluss und Macht!

Warum hat Freiherr vom Stein Reformen eingeführt?

Freiherr vom Stein war zwar während der politischen Konflikte für Preußen und gegen Frankreich, aber das französische Gesetzbuch, den sogenannten „Code Napoleon“ den Napoleon 1804 herausgebracht und nach seinem Sieg über Preußen auch in den eroberten Gebieten Westfalens eingeführt hatte, fand er sehr fortschrittlich.

Das französische Gesetzbuch, in Frankreich „Code Napoleon“ genannt, diente Freiherr vom Stein als Ideengeber für seine Reformen.

Abbildung des Code Napoleon

Code Napoléon I Einzig officielle Ausgabe für das Großherzogtum Berg. Großherzoglich-Bergische Regierungs-Buchdruckerey  bey X. Levrault. Düsseldorf. I 1810 I Museum Burg Vischering

Freiherr vom Stein sah die Ursachen für die Niederlage gegen Frankreich in dem veralteten preußischen Staatssystem, gegenüber der modernen französischen Staatsführung.

Freiherr vom Stein lebte in einer Zeit der Kriege

Die Kämpfe gegen die Vorherrschaft Frankreichs waren erbittert. In der Zeit von 1813 – 1815 fanden die sogenannten Befreiungskriege statt. Verbündete waren Großbritannien und Österreich.

Auf der farbigen Lithografie sieht man Infanteriesoldaten des Königreich Preußens. Sie stehen am Rand eines Schlachtfeldes. Der dicke Rauch zeigt den Hauptkampfplatz an. Ein Gewehr, wie es die Soldaten

auf dem Bild mit aufgepflanztem Bajonett tragen, war auch in der Ausstellung auf Burg Vischering zu sehen.

Abbildung von Infanteriesoldaten

Lithografie: Infanteriesoldaten des Königreich Preußens I Museum Burg Vischering I Foto Kreis Coesfeld

Am Ende der Kriege hatten tausende von Männern unterschiedlicher Nationen ihr Leben verloren. Aus Westfalen sollen es 333 Männer gewesen sein, auch Lüdinghausen hatte einige Verluste zu beklagen.